29.5.13

Maiset

Ein Set aus dem Mai.
Oben rechts im Player könnt ihr auf HD umstellen, klingt besser.


  1. Tomemitsu- In Dreams
  2. Clem Snide- Sweet Dreams Are Made Of This Cover
  3. Tape Deck Mountain- Blogimals
  4. Friendless Bummer- A Journey Trough The Blood Desert
  5. Anika- No One’s There
  6. Fi-Sigh- Capt. Coke
  7. Felix K- Flower Of Destruction #4
  8. Nether- Moon Dub
  9. Boards of Canada- Reach For The Dead
  10. Venetian Snares- You People have no Funk
  11. Elvis Presley- Pocket Full Of Rainbows
  12. Figub Brazleviĉ- Der Beste Marder im Parkhaus
  13. Eloquent&Wun Two mit Tufu- Bam Bam
  14. Ratking- So It Goes
  15. Ras Seven- Nah Let It Go
  16. Yutani- Hopf Map
  17. Quasimoto- Planned Attack
  18. Dub Taylor- Summer Rainbow (Stardub’s Stripped Down To The Bone Edit)

22.4.13

Label, Album, Halligalli

Vor ungefähr 5 Jahren stieß ich in den unerklärlichen Weiten des Internets auf das Album Functions, von A Colorblind Dig, ich schien wohl irgendwie in die Peripherie der Freundeskreispromotion geraten zu sein.
Mir gefiel es jedenfalls, und als ich dann letztes Jahr auf die großartige Idee kam ein Label zu gründen um befreundete Musiker in Kleinstauflagen auf Kassette zu verlegen dachte ich zuerst an ACD.
Gesagt, getan; schön wär's.
Erstmal musste ich das ganze Vorhaben um ein Jahr verschieben um die nötigen Finanzen beiseite zu schaffen. Ja, ich weiß, sollte kein allzugroßer Akt sein, sind ja nur ein paar Tapes, aber soistdasnunmal. Ein Duplikator musste auch her, für 60 Euro habe ich dann auf dem Flohmarkt einen Telex ACC 2000 gesichtet, der konnte zwar nur Mono und auch keine Metallbänder, aber der Größenwahn hatte mich gepackt, und generell sollte das alles ja auch eh ein bisschen Lofi sein, und jedes Tape einzeln mit dem Deck zu überspielen wird bei größeren Auflagen dann auch nervig, dachte ich mir so in meinen unreflektierten Allmachtsphantasien.

Der Plan war einfach:
  1. Im Freundeskreis würden sicher ein Paar weggehen
  2. Bei Bandcamp eine schöne Seite machen und zack zack sind wieder welche weg
  3. Ein Paar an die Band und deren Dunstkreis
  4. Dann bei gewissen Plattenläden anfragen ob die nicht so ein superkooles gerade voll beliebtes D.I.Y. Kassettenlabelrelease ins Sortiment aufnehmen wollen- versteht sich ja von selbst, dass die auf sowas nur warten.
  5. ???
  6. Profit!
Ich kam also sumasumarum  auf die Fantastische Auflagenzahl von 50 Kassetten pro Release. Der Plan ging aber nicht auf.

Die angeschriebenen Plattenläden antworteten nicht, und mir wurde klar, dass ich wohl nicht der einzige mit so glorreichen Ideen bin. Das Feedback aus dem Freundeskreis war auch eher verhalten, bis auf eine Handvoll halbwarme Props für all die Mühe die ich mir gemacht habe hielt sich auch hier die Begeisterung in Grenzen.
Die Band hat auch inzwischen ein anderes Projekt und scheint an dem alten nicht mehr so zu hängen, weswegen sie sich auch die Mühe sparen das in ihrem Freundeskreis zu spreaden.

Okay okay, ich habs verstanden, das war ein Schuss in den Ofen, ich habe Lehrgeld gezahlt, ich kann damit leben.

Das soll es allerdings nicht gewesen sein, es wird weitergehen, nur ein bisschen anders. Die nächsten 3 Releases warten schon. Facebookpromotion und nervige Werbe-Mails wird es auch weiterhin nicht geben. Die Auflagenzahl wird auf 10 gesenkt. Der Preis pro Tape wurde auf 3 Euro korrigiert.







10.3.13

Wirrwarr

Ein lieber Freund hatte anscheinend nichts besseres zu tun als stundenlang Platten aufzulegen und das ganze aufzunehmen. Finde ich gut, gefällt mir. Der Tunichtgut hat aber auch einen ganz eigenen Hüftschwung der sich von dem besten aus Voodoofunk, Soul, Hip Hop, Afrobeat und Dub ernährt. 
Immer nach Gusto, so wie der Tomatensalat mit Balkankäse den er nebenbei noch zubereitet und schnabuliert hat. Ein Tausendsassa alter Schule eben.
Und bevor ich es vergesse, das Cover zeigt das aufgemotzte Bobby Car auf dem er Jahrelang die Straßen unsicher machte; hat er dann irgendwann abgestossen um das Geld in Tausend Jahre alte Platten von Altägyptischen Souldiven auf Sandstein zu investieren. Die sind auch im Mix, hört man aber gar nicht raus, dass die schon so alt sind.


8.3.13

Trapshit






Bei Trap denken die meisten zuerst an Baauers Harlem Shake, an Millionen Menschen die kollektiv ausrasten und sich dabei filmen, an eins der größten und globalsten Memes seit langem, denn selten war ein Meme demografisch so vielseitig und schon die bloße Anzahl an Videos und Klicks über einen Monat, nach dem es bereits von FOX und anderen zu werbezwecken benutzt und somit für tot erklärt wurde, ist umwerfend.

Am Meme wie an der Musik an sich scheiden sich die Geister, liegt dieser doch eine ganze eigene auf den ersten Blick recht infantil anmutende Ästhetik zugrunde die sich aus Instant-Ausrasten ohne Spannungskurve, tiefen Bässen die wohl am besten mit fetten wackelnden Ärschen in Zeitlupe visualisiert werden und klatschenden Snares zusammensetzt die einen anfeuern wie Mütter ihre Jungs am Fussballplatz.

Aber Trap ist inzwischen mehr als der simple Soundtrack zum gepflegten Besäufnis mit Hip Hop attitüde schaut es doch auf eine inzwischen ein Jahrzent währende eigene Musikgeschichte zurück. Natürlich bestimmen Ass&Titties, dicke Goldketten und New Era Caps die Landschaft, aber von den an Hardstyle Massenevents erinnernden Crowds sollte man sich nicht abschrecken lassen, denn auch in ruhigeren Gefilden ist Trap inzwischen angekommen, so wie ich es mir gewünscht habe nach den ersten Tracks die ich wirklich nicht mehr als einmal hören konnte, aber gerne immer wieder, denn da schwang etwas mit was auf den ersten Blick vielleicht nicht besonders neu war, aber der Bassmusik im allgemeinen neues Leben einhauchte.

Hier also ein Paar Trapperlen, ersteres ist das beste was ich seit langem gehört habe, vor allem die Tracks 5-10 haben's mir angetan. Wenn man  bedenkt wie die ersten ƱZ sachen klangen ist das  ein großer Schritt nach vorn, der Sound hat sich auf jeden Fall entwickelt und ist um einiges runder geworden. Auch wenn sich die meisten sicher erstmal zurechtfinden müssen, das Set belohnt mit einer Handvoll Schmuckstücken.


ƱZ - Balltrap Muzic Vol1 by ︻╦╤─ ƱZ ─╤╦︻



Des weiteren haben wie hier ein Album vom Hamburger Label Saturate Records welches mit Trap, Hip Hop und Bassmusik ein experimentelles Konglomerat an hoffentlich wegweisenden Künstlern und Alben bietet. Subp Yao mit seinem Album Smoke Up, Drink Up gefällt mir hier besonders gut.



 Bussin' Down von Chrissy Murderbot und Dj Spinn aus dem Hause Planet Mu, die hatten ja so ungefähr den ersten Sampler am Start was Juke und Footwork angeht.

Nochmal Dj Spinn, das Video gefällt mir besonders am Anfang wo sie um die Bräute tanzen Urban Tribalism fällt mir dazu ein :)
Abschließend noch etwas entspannteres was aber trotzdem drückt.
Ihr seht die Grenzen zu Juke, House etc pp sind fließend und führen zu neuen Wegen fernab bekannter Gefilde der Bassmusik.



6.3.13

Musik und Gesellschaft I


Bei meinen Recherchen zum Arbeitskampf im Ruhrgebiet im Winter 1987 stieß ich auf einen Industrialtrack. In diesem werden Samples aus einer Rede Helmut Laakmans  vor Rheinhausener Stahlarbeitern verwendet, welche den weiteren Verlauf des Streiks maßgeblich beeinflusste. 
Bestimmt wird das Lied von einem düsteren, monotonen Beat der an ein klopfendes Herz erinnert welches den Rhythmus verloren hat und im Wechselspiel mit den Samples einer kämpferischen, solidarischen Rede ist das Gefühl das diese Klangkomposition vermittelt eine Gratwanderung zwischen dystopischer Ohnmacht und einem trotzigen ¡Ya Basta!, was die damalige Stimmung meiner Meinung nach passend widerspiegelt.




4 Tage zuvor wurde bekannt, dass die Rheinhausener Hochöfen innerhalb eines Jahres geschlossen werden sollten, es ging um über 5000 Arbeitsplätze, 3 Generationen waren betroffen, eine Pressekonferenz wurde anberaumt.

Laakmann, selber leitender Angestellter, hatte sich spontan dazu entschlossen frei zu sprechen anstatt seine vorher formulierte Rede zu halten, denn auch er fühlte sich verraten nachdem  die Konzernspitze die ganze Belegschaft hingehalten hatte. Während der Rede eines IG-Metall Vorstandes verließen erste Kumpel resigniert die Kundgebung und Laakmann trat an das Rednerpult.



"Ich werde oft von meinen Kollegen gefragt: Was kann ich denn alleine schon tun? Kollege ich sage dir ganz klar: Vor einer Woche waren wir noch alleine, vor ein paar Tagen war die ganze Belegschaft da, heute ist es die Stadt Duisburg und Morgen wird es das ganze Revier sein."

Und so war es auch. Seine Rede war der Auftakt zu einem Arbeiterkampf der  in Deutschland noch heute  seinesgleichen sucht. Über Monate hinweg hielt man Mahnwachen, man besetzte Brücken und Straßen, Heiligabend 1987 feierten 10.000 Rheinhausener gemeinsam ein solidarisches Weihnachten vor dem Tor 1 der Kruppschen Hüttenwerke, denn wie sollte man das übliche Weihnachtliche Prozedere durchziehen während die eigene Existenz, dazu die Existenz nahezu aller Bekannter, ja einer ganzen Stadt bedroht war?
Im Verlauf des Arbeiterkampfes solidarisierte sich schließlich das ganze Ruhrgebiet, denn jeder kannte jemanden der bei Krupp arbeitete und schließlich waren ja auch andere Wirtschaftszweige abhängig von dem Traditionsbetrieb mit Nazivergangenheit.

Doch die Ohnmacht hielt nicht lange an. Menschen gestalteten aktiv den Arbeiterkampf, jeder auf seine Weise. Omas brühten Würstchen und kochten Kaffee für die Menschen an den Mahnwachen. Schüler und Kindergartenkinder sangen Lieder für ihre Streikenden Eltern. Selbst die Kirchen solidarisierten sich. Ein Betrieb mit über 5000 Mitarbeitern wurde zwischenzeitlich selbstverwaltet so betrieben, dass gerade so viel Stahl produziert wurde wie zur Sicherung der laufenden Hochöfen nötig war, aber nicht gewinnbringend produziert wurde. So musste Krupp, obwohl gestreikt wurde, weiterhin Löhne zahlen.

Teile der Krupp- Lehrwerkstätten fertigten für eine Großdemonstration an der zehntausende Stahlkocher aus dem ganzen Revier teilnahmen ein neues Namensschild für die Brücke auf der sie stattfand:"Brücke der Solidarität".



Der Rheinhausener Arbeiterkampf war auch die Geburtsstunde für den ersten offenen Kanal Deutschlands. Kumpel die bisher nur Urlaubsvideos oder Familienfeiern filmten begannen nun die Demonstrationen und das drumherum zu dokumentieren. Sie zeigten das Material zuerst auf den Sogenannten Informationsveranstaltungen schließlich auf einem eigenen Fernsehkanal den offenen Kanal Rheinhausen, dessen Sendezentrale der Dachboden eines Wohnhauses war.


 



Ein weiteres interessantes Merkmal ist, dass sich die Gewerkschaften und Parteien größtenteils raushielten. Schaut man sich Fotos der streikenden Massen an sieht man fast gar keine Fahnen.

Die Schließung der Rheinhausener Werke konnte 5 Jahre lang aufgehalten werden. Krupp musste die von der Arbeitslosigkeit bedrohten in anderen Kruppschen Werken unterbringen. Wer kurz vor der Rente war wurde nicht entlassen. Andere wurden umgeschult. So wurde nicht nur das Einkommen gesichert sondern auch die eigene Identität.

Die betroffenen haben sich dem in Deutschland Ton angebenden Fatalismus entzogen, indem sie sich einer "Weisung von Oben" aktiv und kämpferisch entgegenstellten und zwar um ihre Lohnarbeit zu sichern. Dabei ist Lohnarbeit doch alles andere als das wofür es sich zu kämpfen lohnt. 
Aber was tut man als Kumpel nach 10, 20, 30 Jahren auf der Zeche und den dazugehörigen Betrieben?
Die wenigsten wissen wie man aktiv seine Freizeit gestaltet, wie man ohne Zeitdruck und Zwang seinen Alltag plant, wie man ohne gesellschaftliche Anerkennung trotzdem stolz sein kann auf das was man ist und kann. 
Und das Recht auf ein angemessenes Einkommen sollte man doch auch haben, wenn man auf eine Aufopferung der eigenen Arbeitskraft für einen ,als Arbeiter, im Vergleich geringen finanziellen Mehrwert verzichtet

Warum mussten so viele Menschen Jahrelang darum kämpfen noch viel schlimmere Lebensumstände, in diesem Fall das Gespenst der Identitätslosigkeit durch Arbeitslosigkeit und Verwahrlosung durch finanzielle Armut abzuwenden?
Die Arbeit in den Stahlwerken war hart und vergleichsweise schlecht bezahlt, wenn man bedenkt welche Negativen folgen Jahrelange Schichtarbeit, schwere Körperliche Belastungen und Leistungsdruck nach sich ziehen ist doch fraglich inwiefern diese Menschen wirklich ihre Arbeit behalten wollten oder ob sie nur die Angst vor einer ungewissen Zukunft und die Gesellschaftliche Verachtung Arbeitsloser auf die Straße trieb. 
 







10.12.12

Evo Sonic Radioarchiv



Evo Sonic war der erste deutsche Radiosender welcher sich auf elektronische Tanzmusik spezialisierte und davon gibt es jetzt ein recht umfangreiches Backup welches ein lieber Mensch (nein, drei liebe Menschen) bei Zippyshare Hochgeladen hat.
Das müssen eine Menge Tapes sein die da digitalisiert wurden. Ich habe auf der suche nach Tapes ja auch mal ein kleines Archiv abgegriffen allerdings ging es da um Kiss FM und die Musik schockt mich jetzt nicht so, sollte jemand interesse haben kann er sich ja melden.
Das schöne an Evo Sonic ist, dass das Repertoir recht umfangreich ist. Von Drum n Bass über Hip Hop, Elektro, bis Trip Hop und Acid ist alles vorhanden. Und das schöne daran ist es sind Sets ohne viel gelaber, ohne Werbung, ohne Jingles.

Besonders gefallen mir gerade die Sendungen Stakker - Experimental Audio von Mate Galic und Subsonic, Acid. Was allerdings leider fehlt ist Selten gehörte Musik von der A-Musik Crew.

Hier gehts zum Archiv

Und hier die interessante Geschichte des Evo Sonic Radios welche ich hier fand:

Am 1. Mai 1997 ging evosonic radio zum ersten Mal von Köln aus on air. Das Signal konnte europaweit über Satellit und bundesweit in vielen Kabelnetzen empfangen werden. evosonic radio war damals der weltweit erste unabhängige Spartensender für elektronische Musik – einem Musikstil, der die Popkultur in den folgenden Jahren massiv beeinflussen würde. Für Insider und Anhänger der zu jener Zeit bereits äußerst facettenreich ausgeprägten ‘Szene’ war evosonic radio weit mehr als nur ein Sprachrohr. Es war ebenso Schmelztiegel der Stile, experimentelles Spielfeld und somit Katalysator für die Evolution of Sound. Als Botschafter der jeweiligen Genres standen dabei immer die DJs mit ihrer ganz persönlichen Musikauswahl im Mittelpunkt. Sie brachten erstmals den Clubsound 24 Stunden nonstop ins Wohnzimmer. Es gab so ziemlich alles bei evosonic radio – nur keinen Mainstream. Keine Hot-Rotation und auch keine Standard-Moderation. In vielerlei Hinsicht hat evosonic radio gezeigt, dass es auch anders geht.
Finanziert wurde der Sender größtenteils aus privaten Mitteln. Es gab also keine Verlagsgruppe, die mit Investitionen und Infrastruktur den Rücken gestärkt hätte – wie das bei den meisten Privatsendern der Fall ist. Erschwerend kam hinzu, dass die Werbebranche dieses Marktsegment noch gar nicht für ihre Kunden entdeckt hatte. Und wer nicht in der Media-Analyse vertreten war, konnte die großen Werbedeals gleich abhaken. Die Unterhaltskosten für einen Radiosender mit solch einer Reichweite waren enorm; und so kam es, dass evosonic radio bereits einige Monate nach Sendestart faktisch pleite war. Neben der Suche nach Investoren und Werbeverträgen wandte man sich nun auch mit Spendenaufrufen an die Hörer. Es sollte zumindest die Transpondermiete für das Satellitensignal finanziert werden, um die technischen Voraussetzungen für den weiteren Sendebetrieb aufrechterhalten zu können. Im Mitarbeiterstab hatte sich bereits ein großer Wechsel vollzogen: Die meisten Festangestellten und freien Autoren, die den Sendestart vorbereitet und die ersten Monate gesendet hatten, mussten sich nach anderen Erwerbsquellen umsehen und verließen evosonic radio. Diese Stellen wurden recht schnell von ehrenamtlichen Mitarbeitern übernommen, die aus Neugier und Idealismus ihre Energie in dieses Projekt steckten. Auch die DJs haben nie Gagen erhalten. Und dennoch machten sie weiter, angespornt durch den nicht enden wollenden Zuspruch der treuen Hörerschaft. Es gab nur ein Ziel: Weiter senden! Keep it alive!
Im Sommer 1998 musste evosonic radio aus dem Studio Follerstraße am Rheinufer ausziehen, da das Gebäude abgerissen wurde. In Köln-Deutz fand man ein neues zu Hause. Die Betreiber des Warehouse-Clubs hatten noch Räume frei, also richtete man sich dort ein. Doch schon nach ein paar Wochen verlor evosonic radio aufgrund Zahlungsschwierigkeiten endgültig seine Tonträgerfrequenz bei Super RTL. Sendeschluss. Die Bestürzung der Hörer äußerte sich in einer Flut von Faxen, Emails und Anrufen. Es kamen sogar welche aus Osnabrück, um Kerzen vor dem Studio aufzustellen. Verrückt. Und alle einte der Tenor „Das kann es nicht gewesen sein!“
In der gesamten Republik, besonders in den ostdeutschen Bundesländern bildeten sich Fangruppen und Initiativen, die Partys veranstalteten, um Geld für einen zweiten Sendestart zu sammeln und um das Andenken an evosonic radio zu erhalten. Die erste große Filesharing-Welle mit evosonic-Sendemitschnitten rollte durch die Republik. Nicht nur als mp3 – alle möglichen Datenträger wurden getauscht, zu der Zeit also auch viele Kassetten, Videobänder, Minidisks oder CDs. Die Sendepause setzte enorme Energien frei. Sowohl bei den evosonic-Fans untereinander als auch zwischen Hörern und Programmmachern entstand eine neue Dynamik. Viele Hörer identifizierten sich noch stärker mit ‘ihrem’ Sender; das evosonic-Team wiederum schöpfte aus diesem entgegengebrachten Enthusiasmus neue Kraft. Es lohnte sich weiter zu machen! Für was auch immer…
Also fuhr man erst mal trotz Sendeschluss auf die Love Parade und beschallte von einer riesigen Bühne den gesamten Ernst-Reuter-Platz. Das Universum muss die Good Vibrations vernommen haben. Da gab es doch tatsächlich zwei freie Untertonträger-Kanäle beim Deutschen Sportfernsehen (DSF) in Unterföhring und der Sender war verhandlungsbereit. Überraschenderweise signalisierte auch die Telekom als wichtiger Geschäftspartner, dass sie die evosonic-Akte noch nicht geschlossen habe. Und im Rahmen der Love Parade hatte evosonic neue Kooperationspartner gefunden. Da ging doch was!
Im Herbst 1998 kam grünes Licht von der Geschäftsleitung: Es geht weiter, der DSF nimmt evosonic mit auf Astra! Eine Standleitung Köln-München/Unterföhring wäre zu teuer gewesen, also bezogen fünf Kölner, ein Schwabe und ein Gärtner als neu formiertes Sendeteam im Oktober 1998 ihr neues Quartier auf dem Münchener Domagkgelände: Drei Büros und ein Luftschutzbunker, in den zwei Studios gebaut wurden. Do it yourself at its best. Die Schlafräume lagen im selben Trakt wie die Büros und immer zwei bzw. drei Leute teilten sich ein Zimmer. Gekocht wurde in der Gemeinschaftsküche am Ende des Flurs. Daneben befanden sich die zwei Waschräume – für alle Etagenbewohner. Kommune evosonic. Inmitten von Trucker Fahrern, Technischem Hilfswerk, Prostituierten und Künstlern. Egal. Hauptsache auf Sendung!
Inzwischen war der Neukult e.V. /evoclub gegründet worden – ein Verein zur Unterstützung des Sendebetriebs von evosonic im Speziellen und zur Förderung der elektronischen Musikkultur im Allgemeinen. Ein Großteil der evosonic-Aktivisten, die sich im Sommer für einen Relaunch engagiert hatten, wurden Fördermitglieder. Der Verein zählte in Spitzenzeiten an die 2.500 zahlende Mitglieder. So gestärkt und mit neuen Werbepartnern an Bord nahm evosonic radio am 1. November 1998 den Sendebetrieb wieder auf. Aufgrund des Ortswechsels hatte sich das DJ-Team etwas verändert. Nicht alle bisherigen evo-Residents konnten wöchentlich im Voraus produzieren, geschweige denn regelmäßig nach München kommen. Also rückte der elektronische Süden Deutschlands etwas stärker ins Hörfeld.
M

1.12.12

Mono für Alle!

Es gibt ja viele Gründe warum ich auf den momentan prophezeiten Weltuntergang keinen Bock habe. Ganz oben auf meiner Liste steht aber das Berlin Konzert von Mono für Alle am 5.1. in der Galiläakirche, ein Stop der Weltuntergangstournee 2012.
Nach knapp 7 Jahren in denen sie sich nicht haben blicken lassen (man baute ein Haus in Spanien inkl. Tonstudio), packen sie anscheinend die Gelegenheit beim Schopfe um den Abgesang zu übernehmen auf alles was man nach einem Weltuntergang dann doch nicht vermissen würde, und dass mir die Gewalt gegen allerlei unnütze Sachen wie den Verfassungsschutz, ein langweiliges Leben oder Mc Donalds vom Weiß gekleideten Trio mit Orgel und Maschinengewehrzupfinstrument abgenommen wird ist praktisch. 

Natürlich gibt es auch Musiker die im Grunde nichts anderes tun als mit jedem Auftritt einen Abgesang auf sich selbst zu singen,  aber darauf gehen wir nicht weiter ein.

Hier nur ein Schmuckstück ihres Soundtracks zum Untergang welcher durch ein neu erscheinendes Album im Zuge der Tournee ergänzt werden soll.


M